Psychoanalyse und psychoanalytische Psychotherapie
„Eine Psychoanalyse ist eben keine tendenzlose, wissenschaftliche Untersuchung, sondern ein therapeutischer Eingriff; sie will an sich nichts beweisen, nur etwas ändern.“ (Freud 1909b)
Die von Sigmund Freud begründete Psychoanalyse ist eine Theorie, eine Behandlungsmethode und eine Wissenschaft vom Unbewussten. Obwohl die Psychoanalyse zunächst als einheitliche Bewegung entstand, besteht heute keine homogene Auffassung darüber, welche Veränderungen genau im Behandlungsprozess stattfinden. Somit stellt es eine Herausforderung dar, Ziele und Technik der Psychoanalyse prägnant zu beschreiben. Dennoch kann man als Konsens formulieren, dass es um die Umstrukturierung jener psychischen Instanzen geht, die in ihrem Zusammenwirken als Subjekt verstanden werden können.
Ein zentraler Konsens aller psychoanalytischen Schulen ist der Glaube an die prägende und bestimmende Kraft des Unbewussten. Das Unbewusste umfasst Prozesse und Inhalte, die dem Bewusstsein entzogen sind und dem Subjekt fremdartig erscheinen. Auch wenn die genaue Definition des Unbewussten Gegenstand von Debatten ist, bleibt die Überzeugung von seiner zentralen Rolle für menschliches Erleben und Verhalten ein Grundpfeiler der Psychoanalyse.
Ein zentrales Konzept der Psychoanalyse ist das Phänomen der Übertragung, das häufig als eines der charakteristischen Merkmale – oder Schibboleths – dieser Disziplin bezeichnet wird. Unter Übertragung werden Prozesse verstanden, in denen ursprüngliche, oft aus der frühen Lebensgeschichte stammende Konflikte in neuen Situationen erneut aktiviert werden.
In der psychoanalytischen Behandlung tritt Übertragung besonders deutlich hervor: Vergangene Beziehungsmuster und emotionale Konflikte werden in die Beziehung zwischen Patient und Analytiker „übertragen“. Diese Wiederholung ermöglicht es, unbewusste Dynamiken im geschützten Rahmen der Analyse bewusst zu machen und sie zu bearbeiten.
Die Arbeit mit der Übertragung ist ein wesentlicher Bestandteil der psychoanalytischen Technik und bietet einen Zugang, um alte Konflikte zu verstehen und ihre Wirkung auf das aktuelle Leben zu verändern.
Die psychoanalytische Technik basiert auf den Grundprinzipien der freien Assoziation aufseiten des Patienten und der gleichschwebenden Aufmerksamkeit aufseiten des Analytikers. Zentral für das Setting ist das Liegen des Patienten auf der Couch und die Frequenz von mindestens vier Stunden pro Woche. In der psychoanalytischen Psychotherapie wird im Sitzen mit einer Frequenz von ein bis zwei Sitzungen pro Woche gearbeitet, sie ist in ihrer Wirkung aber beschränkter als eine Psychoanalyse.
Mit ihrer aufarbeitenden, strukturellen Perspektive steht die Psychoanalyse im Gegensatz zu lerntheoretisch fundierten, humanistischen oder systemischen Ansätzen.